Bruttonationalglück Schweiz
 

Blog: Die neusten Inputs zu Bruttonationalglück Schweiz

Es ist an der Zeit, die richtigen Fragen zu stellen. 
Wie uns die Philosophie des Bruttonationalglücks dabei helfen kann.

3. Januar 2022

Wir befinden uns seit bald zwei Jahren im Bann der globalen Pandemie und beschäftigen uns intensiv und unbeirrt ausschliesslich mit der Frage, wie es uns gelingen kann, die Kontrolle über das Virus zu erlangen. Alles, was uns aus Wissenschaft und Technologie zur Verfügung steht, wird eingesetzt und Neues wird in Rekordzeit entwickelt, um das Problem zu bewältigen. Es ist offensichtlich, dass wir sehr herausgefordert sind in unserem Selbstverständnis, die höchstentwickelte Spezies auf diesem Planeten und dennoch nicht Herr der Lage zu sein. Getreu dem theologischen Leitsatz «Dominium terrae.» (Macht euch die Erde Untertan), verfolgen wir dieses Ziel beharrlich und verpassen dabei die grosse Chance, uns die richtigen Fragen zu stellen.

Wir sollten uns jetzt fragen, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Was uns das sagen will und vor allem, was wir daraus lernen können. Und ob das Ganze etwas mit unserem Bezug zur Natur und unserem Umgang mit ihr zu tun hat. Mittels dieser Fragen haben wir jetzt die Chance zu erkennen, dass es nicht ein «Ich hier und dort die Natur» gibt, sondern, dass wir genauso Teil der Natur sind, wie alle Tiere, Pflanzen, Insekten und all die Bakterien und Viren, die in unserem Körper und um uns herum sind. Erkennen wir das, erkennen wir auch, dass wir in die Gesundheit des Planeten und aller Lebewesen investieren müssen, statt ausschliesslich zu versuchen, uns vor dem Virus zu schützen. Denn alles ist mit allem verbunden. Die Pandemie und unsere Reaktion darauf sind ein Ausdruck unserer gelebten Trennung von der Natur.

Wir sollten uns weiter fragen, wieso es uns nicht gelingt, die weit auseinanderliegenden Meinungen zu einem tragfähigen Konsens zu vereinen. Wieso sind wir nicht in der Lage, anderen Menschen mit offenem Herzen zuzuhören und sie mit all ihren Ängsten, Werten, Hoffnungen und Lebensgeschichten zu sehen? Vielleicht würden wir erkennen, dass uns mehr verbindet, als es den Anschein macht und es wäre möglich, wieder zu einander zu finden. Ja, unsere gelebte Trennung wird auch sichtbar in unserem Kontakt zu anderen Menschen.

Und wir sollten uns fragen, was das alles mit uns selbst zu tun hat. Wie und was habe ich zu meiner jetzigen Situation beigetragen? Was kann ich ganz persönlich daraus lernen? Wie gehe ich mit mir und meinem Körper um? Und welchen Einfluss hat unsere sehr weit verbreitete Angst vor dem Tod? Welchen Bezug habe ich zum Tod? Und welchen zum Leben? Auch im Verhältnis zu uns selbst, wird unsere gelebte Trennung sichtbar.


Altes loslassen und sich dem Neuen zuwenden.

Nach wie vor verfolgen wir – insbesondere im Westen – mehrheitlich das Konzept, über materiellen Wohlstand zu einem glücklichen und guten Leben zu kommen. Längst ist erwiesen: trotz steigendem materiellem Wohlstand entwickeln sich Glück und Zufriedenheit der Menschen nicht in gleichem Masse. Mehr und mehr wachsen Unsicherheit und Unzufriedenheit und damit einhergehend die Erkenntnis: was uns bis hierherbrachte, bringt uns nicht mehr weiter.

Gerade die aktuelle Krise offenbart, wie riskant es ist, Glück und Wohlbefinden einzig auf materiellen Werten aufzubauen, die wir erstens von einem auf den anderen Augenblick verlieren können und zweitens unsere innere Leere nicht nachhaltig auszufüllen vermögen. Aspekte, wie Mitgefühl, Fürsorge, Naturverbundenheit, psychisches und physisches Wohlbefinden, Gemeinschaft, Freiwilligenarbeit, Familie, soziales Umfeld etc. rücken stattdessen in den Fokus. Und dennoch halten wir krampfhaft am bisherigen System des Bruttoinlandproduktes fest, obwohl es nicht in der Lage ist, diese wichtigen Werte und menschlichen Bedürfnisse in ihrer Bedeutung anzuerkennen und zu messen.

Es gibt eine ausgereifte und erprobte Alternative, die eine umfassende Betrachtung ermöglicht, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie hilft uns, uns neu auszurichten und zu transformieren, sodass ein friedvolles Miteinander auf einem gesunden Planeten für alle Lebewesen möglich ist: Das Modell des Bruttonationalglücks oder in Englisch Gross National Happiness. Diese Philosophie, an welcher der Staat Bhutan seine Entwicklung seit rund 50 Jahren ausrichtet, ist auf der Überzeugung begründet, dass das Streben nach Glück allen Menschen gemeinsam ist. Dabei ist das Verständnis von Glück nicht das eines kurzfristigen positiven Gefühls, wie beispielsweise beim Gewinn eines Preises, sondern im Sinne von nachhaltig andauernder Zufriedenheit und Wohlbefinden. 

Bruttonationalglück stellt den Menschen ins Zentrum der Entwicklung und schafft Voraussetzungen dafür, dass er erreichen kann, was ihm am Wichtigsten ist: Das Glück. Dabei strebt das Bruttonationalglück eine Entwicklung an, die nicht ausschliesslich unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum verfolgt, wie dies das Bruttoinlandprodukt gegenwärtig tut. Bruttonationalglück fokussiert sich stattdessen auf eine gesunde und umfassende Entwicklung aller für das Glück und Wohlbefinden der Menschen entscheidenden Bereiche des Lebens. Dabei werden geografische und soziale Grenzen sowie die beschränkten Ressourcen unseres Planeten berücksichtigt und respektiert. Das Bruttonationalglück stützt sich zudem auf die Überzeugung, dass nachhaltige Veränderung die Balance zwischen innerer und äusserer Entwicklung voraussetzt. Oder anders formuliert: Eine Veränderung im Aussen hat dann nachhaltig Bestand, wenn die innere Überzeugung der Menschen, mit ihrem Tun im Aussen im Einklang ist.

Bruttonationalglück verbreitet sich heute losgelöst von religiösen Ansätzen in der ganzen Welt. Staaten, wie Island, Neuseeland oder Wales haben diesen Ansatz auf politischer Stufe übernommen. Auch in der Schweiz sind auf kantonaler Stufe Erfolge und Initiativen vorhanden: Im Kanton Thurgau und im Kanton Waadt gab es Vorstösse auf politischer Ebene. Zweiter reüssierte dieses Jahr mit der Forderung, Bruttonationalglück mit seinen Indikatoren als neues Navigationssystem für die Regierung des Kantons Waadt einzusetzen. Ein grosser Erfolg mit starker Signalwirkung. Auch die Wirtschaft orientiert sich an dieser Philosophie: grosse Unternehmen im asiatischen Raum, sowie kleine und mittlere Unternehmen in Europa, darunter auch die SIG, die Industriellen Betriebe des Kantons Genf. Und es werden weitere folgen.


So kann uns Bruttonationalglück in der Schweiz helfen

Voraussetzung ist eine ehrliche, innere Bereitschaft, sich im Fühlen, Denken und Handeln für etwas Neues zu öffnen und wieder eine tiefe Verbindung mit sich selbst, der Natur und den anderen Menschen einzugehen. So wird es möglich sein, die zu Beginn dieses Textes beschrieben Trennungen und deren Auswirkungen zu überwinden. Und wir werden erkennen, dass ein gutes und glückliches Leben sehr viel mehr beinhaltet als materiellen Wohlstand und dass es jetzt Zeit ist, das bisherige System des Bruttoinlandprodukts loszulassen. So werden wir uns als Gesellschaft etwas Neuem zuwenden können, das es ermöglicht, gute Bedingungen für Glück und Wohlbefinden für alle zu schaffen

Die Philosophie des Bruttonationalglücks basiert auf den vier Säulen: Nachhaltig gerechte sozioökonomische EntwicklungGute RegierungSchutz und Stärkung der Umwelt und Bewahrung und Förderung kultureller Werte. Für die konkrete Anwendung erfolgt eine feinere Unterteilung in die neun Bereiche: Psychologisches Wohlbefinden, Physische und psychische Gesundheit, Schutz und Stärkung der Natur, Gute Bildung, Erhaltung und Förderung der Kultur, Lebendige Gemeinschaft, Lebensstandards, Gute Regierung undZeitverwendung. Auf Basis dieser Bereiche ist es möglich, in einem gemeinsamen Prozess mit Bevölkerung, Politik, Wirtschaft und Organisationen zu definieren, was uns als Gesellschaft wirklich wichtig ist und daraus messbare Indikatoren zu bilden. Reine Top-Down-Prozesse, in denen eine kleine Gruppe für viele entscheidet, funktionieren nicht mehr. Gemeinsam und auf Augenhöhe lässt sich ein Navigationssystem erschaffen, an dem sich alle Anspruchsgruppen hinsichtlich Entscheidungen und Massnahmen orientieren können. Regelmässiges Abfragen betreffend Zustand und Veränderung der Indikatoren ermöglicht das Messen der Entwicklung.

Parallel dazu muss die Entwicklung von Glückskompetenzen bei jedem Menschen einher gehen: Ein erhöhtes Bewusstsein, Kenntnisse der inneren und äusseren Aspekte des Glücks sowie neue Formen der zwischenmenschlichen Kommunikation fördern und ermöglichen die umfassende und eigentliche Arbeit im Sinne des Bruttonationalglücks. Die innere Arbeit muss nun dringend über das eigene Meditationszimmer hinaus gehen. Es gilt diese zu institutionalisieren. In den Schulen, in der Öffentlichkeit, in Unternehmen, in der Politik und in den Medien. So werden wir in der Lage sein, die aktuellen und kommenden Herausforderungen zu bewältigen, in Krisenzeiten und darüber hinaus. Für ein Leben in Glück und Wohlbefinden – im friedlichen Einklang mit allem. 

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Autor: Andreas Schärer
www.glueckskonzepte.ch
www.bruttonationalglueck.ch


Newsletter Beitrag von Andreas Schärer, 19. August 2021
Newsletter von NPG | RSP: News_2021-9_Glueck_01.pdf (npg-rsp.ch)

Glück ist ein Grundbedürfnis aller Menschen

Der Wunsch glücklich und geliebt zu sein, verbindet alle Menschen - unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, sozialem Stand oder politischer Gesinnung. Mehrheitlich verfolgten wir, insbesondere in den entwickelten westlichen Ländern, das Konzept, über materiellen Wohlstand Glück und Wohlbefinden zu erreichen. Die dadurch erzielten technischen und wissenschaftlichen Fortschritte sind durchaus bemerkenswert.

Doch Studien zeigen: trotz steter Steigerung des Wohlstands, steigt das von den Menschen empfundene Glück nicht linear dazu und die globale Krise offenbart uns in noch nie dagewesener Deutlichkeit, wie sehr die Hatz nach materiellen Werten Mensch, Tier und Natur überfordert. Die Dringlichkeit von neuen Modellen, die umfassend den Aspekten Rechnung tragen, die für das Glück und das Wohlbefinden der Menschen so bedeutend sind, ist grösser denn ja. Mitgefühl, Fürsorge, Naturverbundenheit, psychisches und physisches Wohlbefinden, Gemeinschaft, Freiwilligenarbeit, Familie, Work-Live Balance, soziales Umfeld etc. müssen jetzt in den Fokus der Bemühungen rücken. Dazu braucht es umfassenden Systeme und Indexe, um ihren Zustand und ihre Veränderungen zu erfassen und zu messen.


Bruttonationalglück – eine Philosophie aus Bhutan als neues Entwicklungsparadigma

Das Modell des Bruttonationalglücks (BNG) wird diesen Ansprüchen gerecht. Vor rund 50 Jahren im kleinen Königreich Bhutan entstanden, ist BNG heute ein ausgereiftes Modell, nach dem Staaten, Organisationen, Firmen und Individuen ihre Entwicklung ausrichten und gemeinsam einer Agenda folgen können, die die wirklichen Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt.


Wir müssen jetzt nach innen schauen

BNG basiert auf der Überzeugung, dass nachhaltige Veränderung nur dann möglich ist, wenn innere und äussere Veränderungen in Balance sind. Nach dem wir uns nun (zu) lange um die äusseren, materiellen Werten gekümmert haben, ist es nun Zeit, dass wir uns auf individueller und gesellschaftlicher Ebene der inneren Welt zuwenden. Wir müssen lernen, unsere eigenen Ressourcen zu erkennen, zu entwickeln und zu managen. Dieses neue Narrativ müssen wir institutionalisieren. In den Schulen, in der Öffentlichkeit, in Unternehmen, in der Politik und in den Medien. Dann werden wir in der Lage sein, die Herausforderungen der globalisierten Welt zu bewältigen. Für ein Leben in Glück und Wohlbefinden – im Einklang mit den Menschen, den Tieren und der Natur.

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Autor: Andreas Schärer
www.glueckskonzepte.ch


Video-Input von Dr. Ha Vinh Tho, 18. Mai 2021










Viel Glück! - Artikel im Zeitpunkt zur Gründungsversammlung der Gruppe Bruttonationalglück Schweiz

https://zeitpunkt.ch/viel-glueck